Schon früh erwischte mich das Pferdefieber, meine Mutter, selbst eine begeisterte Reiterin, hatte eine gute Freundin, Burga sie hatte einen kleinen Reiterhof in der Nähe von Bremen. Als ich fünf Jahre alt war besuchten wir sie und ich durfte auf "Nico" einem kleinen Schimmelpony meine ersten Reitversuche starten.
Mit sechs Jahren fuhr ich das erste mal alleine auf den Reiterhof... von da an verbrachte ich jede Ferien dort, es gab nichts Wichtigeres mehr in meinem Leben als die Ponys und Pferde und daran hat sich auch bis heute nicht viel geändert.
14 Jahre alt war ich, als wir unser erstes eigenes Pferd bekamen, unsere Luna, ein schweres holländisches Warmblut. Luna und ich liebten Stoppelfelder, keins war vor uns sicher, wir sprangen den ein oder anderen Parcours, auch im Gelände hatte Luna Spaß an Hindernissen, aber meine Leidenschaft war die Dressur.
Noch heute höre ich die Worte meines Jugendreitlehrers, Horst Hein, einer der letzten Schüler der Kavalleriereitschule : "Mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel... " wie sehr er recht hatte bemerkte ich erst einige Jahre später... Mit seiner Hilfe und späteren Training bei Alexander Pompe, selbst Schüler von Egon von Neindorff, Willi Schultheis und Fritz Tempelmann, bildete ich meine kleine, dicke, kurzbeinige Luna zu einem korrekt gehenden, fleißigem Pferdchen bis M- Niveau aus und hatte viel Freude mit ihr.
1996 besuchte ich ein Seminar in Reken, dort sah ich Richard Hinrichs zum ersten mal. Mit unsichtbaren Hilfen und mit wunderbarer Leichtigkeit ritt er seinen Maestoso Gracia... ich war begeistert und verfolgte von nun an meinen Traum der Klassischen Reitkunst.
Als Kostümbildnerin hatte ich zwar einen tollen Beruf erlernt, aber ich fühlte, dass etwas fehlte ... ich wollte mit Pferden arbeiten und so bewarb mich um eine Ausbildung bei Richard Hinrichs in Hannover.
Dort angekommen sagte Herr Hinrichs mir es gäbe drei Möglichkeiten einen Platz bei ihm zu bekommen, eine wäre man könne gut reiten , die andere man könne gut kochen, oder man könne ihn gut unterhalten....ich bekam den Platz...kochen konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
In meiner Zeit in Hannover hatte ich die Möglichkeit mit vielen verschiedenen Pferden zu arbeiten und von diesen wunderbaren Lehrmeistern zu lernen. Neben dem Unterricht bei Richard Hinrichs stand ich immer im engen Austausch mit den anderen Ausbilderinnen, Andrea Schmitz und Ruth Giffels. Ich kam meinem Traum von der Reitkunst schon sehr nah... die Pferde standen im Mittelpunkt unserer aller Leben und wir lebten in Harmonie mit ihnen und miteinander , das war besonders inspirierend und hat mich sehr geprägt.
Wieder zurück im Rheinland versuchte ich nun nach bestem Wissen und Gewissen die erlernte Reitkunst an meine Schüler weiter zu geben.
Luna lernte Piaffieren, sprang schöne gesetzte Pirouetten, ein paar Einerwechsel, sie ging alle Seitengänge auch unter dem Damesattel, machte eine Pesade und sogar ein Terre á Terre. Dies bewies mir um so mehr, dass jedes Pferd, gleich dem Gebäude und der Bewegungsqualität Lektionen der klassischen Reitkunst erlernen kann und diese das Pferd formen und wunderschön machen können.
2009 bekam ich ein Angebot als Bereiterin auf einem Gestüt in Portugal zu arbeiten. Arthur Kottas-Heldenberg fungierte dort regelmäßig als Trainer. Ich tauschte mich mit einigen sehr guten portugiesischen Bereitern aus und wir halfen uns gegenseitig mit der Ausbildung der Pferde. Ein Jahr blieb ich dort, bis mich das Heimweh packte und ich zurück nach Deutschland kam...aber die Erfahrungen die ich dort machen durfte, bereicherten mich und meine Reiterei nachhaltig.
2006 hatte ich mir einen großen Traum erfüllt, ich kaufte mir einen Friesen, meinen Jesper. Günther Fröhlich hatte ihn gerade aus Holland mitgebracht, frisch von der Wiese.... ich war sofort verliebt. Er begleitete mich mit nach Portugal, dort entwickelte er sich unglaublich...mit der Hilfe von Herrn Kottas, vorallem bei der Arbeit an der Hand. Jesper war ein strahlender Stern. Im Laufe der Jahre konnte ich ihn bis hin zu allen Gand Prix Lektionen ausbilden, wir waren erfolgreich in S-Dressuren und Shows unterwegs... aber vorallem war er mein treuer Begleiter und bester Freund. 2017 musste ich ihn wegen schwerer Krankheit gehen lassen.
Ein halbes Jahr zuvor war unsere gute alte Luna gestorben... sie war 29 Jahre und hatte viele Kinderherzen glücklich gemacht, denn sie war eine wunderbare Lehrerin.
In den vergangenen Jahren trainierte ich mit viel Freude mit den verschiedensten Pferden und Reitern, vom Anfänger über Western- und Freizeitreiter, bis zum Grand Prix Reiter, Barockpferde, Ponys, Warmblüter.... ein buntes Potpourri.
Nun bin ich zwischen Düsseldorf und Köln als Ausbilderin für Klassische Dressur unterwegs und freue mich fröhlichen und motivierten Pferd- und Reiterpaaren mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Mein aktuelles Herzenspferd ist der Lusitano Nazareno, geboren 2017. 2018 kam er aus Portugal nach Deutschland, bis Ende 2020 war er im Pferdekindergarten... nun beginnt für ihn langsam die Pferdeschule...ich freue mich sehr auf diese neue Herrausforderung und auf unseren gemeinsamen Weg.
Mein reiterliches Leben wird schon lange von Lusitanos begleitet... meine erste Lusitanoliebe galt Incanto, ein wunderschöner Schimmelhengst von Richard Hinrichs. Seine schwingende Passage mit aktivem Hinterbein ist noch immer mein inneres Bild für eine perfekte Passage.... ein wunderbar erhabenes Gefühl....